Kitzrettung – Was ist das?

Kitzrettung – Was ist das?

Der Zeitraum der Wiesenmahd zur Heu- und Silageernte sowie die Ernte von Grünroggen fällt mit der Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere zusammen. Rehwild, Hasen und viele Bodenbrüter bringen in dieser Zeit ihren Nachwuchs zur Welt. Insbesondere das Rehwild ist von der Mahd betroffen, da Ricken ihre Kitze gern im hohen Gras setzen und ablegen und sie dort sicher vor natürlichen Feinden wähnen. Leider sind sie so für den Landwirt mit Traktor und Kreiselmäher fast unsichtbar. Laut Berechnung der Deutschen Wildtierstiftung fallen jedes Jahr 500.000 Wildtiere der Grünlandmahd zum Opfer, darunter sind ungefähr 90.000 Rehkitze. Die sogenannte Kitzrettung soll dazu dienen, diese Zahlen massiv zu verringern.

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Was bedeutet Kitzrettung?

Zur Setzzeit zwischen Mai und Juni werden die Kitze von den Ricken im hohen Gras oder in Energiepflanzenbestände wie beispielsweise Grünroggen gesetzt und abgelegt. Rehkitze sind Ablegetypen, das heißt, sie folgen der Ricke erst nach zwei bis vier Wochen vollständig und haben vorher auch keinen Fluchtinstinkt. Das Ablegen und sich bei Gefahr im Gras drücken, bietet einen guten Schutz gegen natürliche Feinde, stellt sich bei der Mahd als Problematik dar. Das hohe Gras ist für den Landwirt vom Traktor aus nicht komplett einsehbar. Aufgrund moderner Technik haben sich die Schnittbreiten des Mähers von ehemals 1,5 Meter auf 6 bis 9 Meter erhöht, dies erschwert den Überblick noch mehr. Wenn sich das Jungtier dann tief duckt, kann es leicht übersehen werden. Wird das Rehkitz nicht rechtzeitig bemerkt, gelangt es zwischen die schnell rotierenden Messer des Mähers, wodurch tödliche Verletzungen entstehen.

Wildtierrettung mit Drohnen

Neben den konventionellen Methoden die Wiesen vor de Mahd zu Fuß mit oder ohne Jagdhund abzugehen und die Ricke zu vergrämen kommen inzwischen immer häufiger Drohnen zur Kitzsuche zum Einsatz. Diese sind ferngesteuert und können mithilfe eines Computers bedient werden. An der Drohne sind meistens zwei Kameras angebracht: eine Wärmebild-Kamera und eine Action-Cam. Das Feld oder die Fläche werden mit der Drohne abgeflogen.  Ein immenser Vorteil ist, dass die Drohnen meist unmittelbar vor der Mahd zum Einsatz kommen. So ist sicherzustellen, dass sich wirklich keine Wildtiere mehr auf der Fläche befinden oder wieder einwechseln. Die Methode ist zudem wenig zeitaufwendig, es dauert nur circa 20 Minuten, um zehn Hektar Wiese abzufliegen. Das ist im Vergleich zum Ablaufen extrem schnell. 

Bergung der Kitze

Wenn Sie ein Kitz entdecken, sind äußerste Vorsicht und Ruhe geboten. Der Landwirt entscheidet, ob die gefundenen Wildtiere im „Windschutz“ verbleiben dürfen oder von der zu mähenden Fläche geborgen werden müssen. Besser für die Rehkitze ist es, ohne menschlichen Kontakt auf der Fläche verbleiben zu können. Dann wird ein Windschutz gebaut und ausreichend sichtbar mit Makierungsband gekennzeichnet. Um diesen Schutz wird herumgemäht und die Grasinsel bleibt bestehen. Nach der Mahd wird der Schutz abgebaut und das Kitz bleibt in der Deckung liegen.

Wenn die Rehkitze geborgen werden, ist unbedingt folgendes zu beachten:

  • niemals die Jungtiere direkt berühren und nur mit Gras- oder Getreidebüschel anfassen und umsetzen
  • eventuell Handschuhe tragen
  • auf jeden Fall den direkten Körperkontakt vermeiden, da das Kitz sonst von der Ricke nicht erkannt oder sogar abgestoßen werden kann
  • Transportkisten aus Holz oder Pappe – zur Not geht auch ein Wäschekorb – sind mit frischem Gras auszulegen
  • Kitz oder Kitze in sicherer Entfernung und im Schatten ablegen
  • um absolut sicher zu gehen, dass die spätere Familienzusammenführung gelingt, können Sie diese aus der Entfernung beobachten